Light Fantasy

Die Welt der unbekannten Super Famicom Rollenspiele bleibt weiterhin riesig. Das Spiel stammt von Tonkinhouse und wurde 1992 nur in Japan veröffentlicht. Viele Games bleiben im Schatten der Genregiganten Chrono Trigger und den Final Fantasy Titeln stecken, obwohl sie durchaus spielenswert sind. Wird Light Fantasy es jemals aus diesem Schatten herausschaffen?

Eine solide aber bei weitem nicht perfekte KI gestützte englische Übersetzung von Zarby89 macht dieses Spiel verständlich spielbar. Leider ist die Übersetzung mit Grammatik- und Rechtschreibfehlern gespickt. Stört den Spielfluss nicht aber es stößt einem stellenweise negativ auf. Da es keine andere Übersetzung gibt, bleibt dies gegenwärtig alternativlos.

Atmosphäre / Story

In einer leicht märchenhaft anmutenden Fantasyaufmachung bietet Light Fantasy einen sehr genretypischen Start. Aus irgendeinem Grund wird man dazu auserkoren, die verschwundene Prinzessin Lefina zu retten. Das passierte, weil irgendein Drachendämon Bösewicht einen König korrumpiert hat, welcher dann mehr Macht will, was irgendwie nicht gut ist. Dafür hat er sich heilige Reliquien zunutze gemacht, diese muss der Held möglichst schnell finden.

So banal die Handlung auch anmutet, so nett ist sie eigentlich aufgrund der kleinen Konversationsporträts inszeniert. Die Dialoge selbst sind meist überdurchschnittlich lang aber oberflächlich. Atmosphärisch hat alles cartoonige Mangavibes, obwohl hier grafisch nichts in diese Richtung geht.

Handlungstechnisch läuft alles unspektakulär voran, finde X damit Y gerettet ist, hier ist ein Schlüssel, geh nach Z, dort findest du Q… mehr oder weniger. Mit den Partymitgliedern lassen sich jederzeit kleine Minidialoge führen, das ist ein netter Gag und liefert manchmal kleine Hinweise darauf, wohin man gehen soll. Alles in allem völlig ok aber nichts Herausragendes.
3,5 / 5

Grafik

Sofort erkennt man, dass Light Fantasy grafisch in der hinteren Liga der SNES Rollenspiele spielt. Die Grafiken der Gegner und Umgebungen landen sogar hinter Mystic Quest Legend. In Dörfern und Häusern kann das Spiel zwar einen minimal höheren Detailgrad aufweisen, aber außerhalb ist es ziemlich leer. Das macht sich oft in sehr langen undetaillierten Korridoren bemerkbar, was ziemlich billig wirken kann.

Manchmal gibt es doch grafische Überraschungen.

Ganz selten gibt es ein paar verhältnismäßig nette grafische Momente, mit Parallaxennutzung, wie auf dem Bild oben. Wozu man dem Spiel diesen Bilderrahmen verliehen hat, ist mir nicht ganz klar, dieser wechselt zwischen Gehansicht und Kampfansicht.

In der Kampfansicht kann man loben, dass alles recht übersichtlich gestaltet ist und hier wird überraschenderweise nicht in eine andere grafische Ansicht gewechselt. Einzig die netten Porträts während der Gespräche können überzeugen. Aufwändige Zauber oder Angriffsanimationen existieren nicht.
2,25 / 5

Spielmechanik / Gameplay

Ziemlich zu Beginn des Spiels wird man bereits mit einer großen Warnung konfrontiert, welche das Kampfsystem betrifft. Diese Warnung trifft total zu, denn die Kombination aus Steuerung und dem langsamen Ablauf machen Kämpfe oft extrem müßig.

Ein manueller Kampf ist daher nur bei Bossen empfehlenswert oder wenn der Gegner stark überlegen ist. Ansonsten ist der automatische Kampfmodus tatsächlich besser aber dank schwacher KI nicht unbedingt optimal, jedoch im Durchschnitt sehr viel schneller.

Verglichen mit Lufia, Final Fantasy IV oder Mystic Quest Legend ist man nicht mit einem klassischen Kampfbildschirm konfrontiert, in dem die Kämpfe einfach nur abwechselnd ablaufen und das Gehen keine Rolle spielt. Nein, in Light Fantasy müssen die Einheiten auch strategisch bewegt werden. Wodurch das Spiel durchaus als Rollenspiel mit Strategieelementen aufgefasst werden kann. Die Möglichkeiten sind relativ gering, doch die richtige Mischung aus Angriffsreichweite und Gehreichweite bestimmt hier viel. Leider ist die KI manchmal richtig dumm und wird massiv durch herumstehende Gegenstände irritiert.

Die Kampfbildschirme sind immer One-Screener.

Was dieses obskure Rollenspiel mit Strategieelementen tatsächlich besonders macht und ausnahmsweise auch positiv auffällt, ist die Rekrutierungsmechanik. Denn man kann, bevor man einen Kampf startet, eine „Freundschaftsanfrage“ an den potenziellen Gegner senden, nimmt dieser sie an, schließt er sich dem Spieler an. Zusätzlich kann man jedem NPC einladen, der Gruppe beizutreten. Die meisten lehnen zwar ab, aber an vielen Orten lassen sich 1-2 potenzielle Kandidaten finden. Dazu können Bar-Tänzerinnen gehören, Säufer, Opas mit Krückstock, Katzenmenschen, Feen, durchschnittliche Rabauken usw., was wiederum die taktische und spielerische Vielfalt erhöht und Abwechslung reinbringt.
3,75 / 5

Musik und Soundeffekte

Guter Soundtrack mit leicht märchenhaftem Charme. Die Tracks sind nicht allzu komplex, haben aber meist eine schöne einprägsame Melodie und passen total zum Fantasy Setting. Die Kampflieder sind recht fetzig und begeistern, stehen dadurch aber in einem merkwürdigen Kontrast zum lahmen Spielablauf.

Was die Soundeffekte angeht, ist das Gesamtbild nicht verkehrt aber man hätte speziell für die Kämpfe mehr draus machen können. Alle Systemsounds sind den Final Fantasy Spielen ähnlich.
3,56 / 5

Steuerung

Eigentlich ist es ja schwierig in rundenbasierten RPGs die Steuerung zu verkacken aber die Entwickler von Light Fantasy haben dies einwandfrei hinbekommen. Dies liegt besonders an einer Sache: die unfassbar frustrierende Langsamkeit von allem. Besonders das Gehen erfolgt wie in Zeitlupe, wäre halb so schlimm, würde sich dies nicht auf die Kämpfe auswirken, aber das tut es, wodurch ein banaler Kampf gegen Standardgegner unerträglich lange dauern kann. Leider ist dies kein Jammern auf hohem Niveau: Die Langsamkeit macht das Spiel unerträglich. Daher habe ich relativ schnell die Emulationsgeschwindigkeit aufs Maximum hochgeschraubt, also 417 %… und selbst das wirkte nicht wirklich schnell, machte das Spiel aber erträglich.

Ansonsten ist die Menüstruktur total gut und übersichtlich, da kann man nichts falsch machen.
2 / 5

Spaßfaktor

Einige Inszenierungsaspekte, genau wie die interessante Weise Gruppenmitglieder zu rekrutieren, verleihen diesem Spiel einen durchaus interessanten Touch. Dadurch entsteht Vielseitigkeit und die Möglichkeit, das Spiel bei jedem Durchlauf ein Stückchen anders zu erleben.

Die Namensgebung ist äußerst kreativ.

Oftmals wird man genötigt mit negativen Statuseffekten zu kämpfen, denn dafür benötigt man den richtigen Gegenstand bzw. den richtigen Heilzauber. Eine Übernachtung im Hotel heilt nur HP und MP… was ganz schön nervtötend ist, besonders da es so viele negative Zustände gibt:

  • Gift
  • Verwirrung
  • Brennen
  • Einfrieren
  • Verliebt
  • Geschockt
  • Geschrumpft
  • Versteinert
  • In Obst wandelt
  • und wahrscheinlich noch 2-3 weitere, die mir gerade nicht einfallen

Aber bei dem langsamen Spieldurchlauf, wird man wahrscheinlich keine Lust haben Light Fantasy mehr als ein mal zu ertragen. Wäre doch wenigstens nicht so viel Grinding und Backtracking notwendig… aber das ist es, je nachdem wen man in seine Truppe aufgenommen hat.
1,75 / 5

Bewertung und Fakten

Ziemlich bunt gemischte Überraschungstüte mit einigen richtig netten Ansätzen und ansprechender Teamrekrutierung.

Gespräche mit den ulkigsten Gestalten.
  • Zufällige Leute einladen
  • Nette Musik
  • Süße kleine Charakterporträts
  • Laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaangsaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaam
  • Verdammt schwer

Aber es gibt zu viele Aspekte die völlig unreif und ungetestet wirken. Die Gehgeschwindigkeit bleibt Frustfaktor Nr.1 und die scheußliche Häufigkeit in der man zu starken Gegnern begegnet ist ein Grund in Controller zu beißen. Wer mehr von Light Fantasy möchte, der darf sich noch zusätzlich auf den zweiten Teil freuen – bald hier im Test. Zu empfehlen ist dieses Spiel nur totalen Rollenspielfanatikern.

Genre: Rollenspiel / Strategie
Preis: circa 12€ bis 25€ für ein japanisches Original auf ebay
Schwierigkeit: Schwer bis extrem schwer

Atmosphäre / Story: 3,5 / 5
Grafik: 1,75 / 5
Spielmechanik / Gameplay: 3,75 / 5
Musik und SFX: 3,56 / 5
Steuerung: 2 / 5
Spaßfaktor: 1,75 / 5

Gesamt: 2,72 / 5

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