Earthbound PAL Repro Deutsch

EarthBound

Eines der berühmtesten Super Nintendo Rollenspiele ist wohl EarthBound, welches in Japan unter dem Titel „Mother 2“ erschien. Das Spiel war vor allem in den USA beliebt und wurde uns in Europa vollständig vorenthalten. 1994 erschien es in Japan und 1995 in den USA und Canada. Wahrscheinlich wollte man auch hier auf eine Lokalisation in Europa verzichten aufgrund des nahenden Releases des Nintendo 64. Entwickelt wurde es von Ape, HAL und Pax Softnica und gepublished von Nintendo. Haben wir hier wirklich was verpasst?

Ich möchte direkt anmerken, dass ich für diesen Test eine Deutsch gepatchte Version gespielt habe, welche zusätzlich eine Laufmöglichkeit beinhaltet, die nicht im normalen EarthBound enthalten ist.

Atmosphäre / Story

Die Handlung von EarthBound zusammenzufassen wäre eine Strafarbeit, denn diese ist umfangreich und wirr. Es wird viel mit der kindlich naiven Perspektive gespielt, sodass viele Dinge nicht eindeutig benannt werden, sondern metaphorischer Natur sind oder einfach gar nichts bedeuten.

Es beginnt alles damit, dass ein Meteorit in der Nähe eines Dorfes abstürzt. Der Protagonist Ness macht sich auf den Weg dorthin und eines führt zum anderen. Aliens sind die Drahtzieher samt ominösem Oberbösewicht Giygas, dessen Ziele unklar sind.

Auf seiner Reise begegnet Ness vor allem feindlichen und merkwürdigen Erwachsenen, die ihn in Höhlen, Häuser und Sekten locken. Dies geschieht aufgrund der Präsenz von Giygas, welche die Menschen und Tiere böse Gedanken haben lässt.

EarthBound spielt mehr oder weniger in der Gegenwart aber in ländlicher Umgebung. Der Grundton ist durchweg von Humor durchzogen, was sich auch stark im bunten Design widerspiegelt, welches vor allem lustige und bizarre Gegner in teils psychedelischen Umgebungen präsentiert.

Das Spiel ist umfangreich und bietet eine solide Spieldauer. Aufgrund der humoristischen Darstellung gibt es jedoch keine übermäßig großen Höhen und Tiefen, die einen mitreißen könnten. Dadurch, dass die Handlung so vage ist, wie sie ist, driftet vieles in Bedeutungslosigkeit ab. Andere Dinge, lassen einen aber durchaus nachdenklich werden.
3,5 / 5

Grafik

EarthBound zeigt sich designerisch von einer interessanten aber nicht unbedingt sehr ästhetischen Seite. Die Farbkompositionen sind meist knallig bunt und die Gegner eher wandelnde Karikaturen als ernstzunehmende Gegner.

Die Kämpfe laufen grafisch nicht allzu interessant ab. Dies liegt besonders daran, dass man die eigene Gruppe nicht sieht, sondern nur die Gegner, so wie es auch in den Dragon Quest Spielen der Fall ist. Das sieht nicht besonders gut aus (für SNES Niveau), auch wenn es gerade bei Bosskämpfen ziemlich psychedelisch animiert ist.

Grafisch zu loben gibt es an EarthBound auch einiges. Dazu gehört der einmalige Stil und die interessante Perspektive, die gerade in Gebäuden gut rüberkommt. So gut, dass ich mich frage, warum man nicht in mehr Spielen zu dieser Innenraum-Darstellung gegriffen hat (bis auf stellenweise in Mystical Ninja).
3,75 / 5

Spielmechanik / Gameplay

Dieses Rollenspiel verfügt über rundenbasierte Kämpfe, diese verlaufen ohne irgendeine Besonderheit. Die Charaktere können physische Angriffe ausführen oder Spezialfähigkeiten einsetzen, für die sie PP (hier die Abkürzung für Mana) verbrauchen und das war’s auch schon. Wirklich sehr gewöhnlich.

Was gut am Kampf ist, dass die Lebenspunkte nach Treffern nicht direkt abgezogen werden, sondern langsam sinken. Wenn Ness also nur noch über 230 Lebenspunkte verfügt und der Gegner einen fiesen Schlag ausführt, welcher Ness 281 Lebenspunkte abzieht, so fallen diese Lebenspunkte langsam genug, dass man noch schnell einen Heilgegenstand nutzen kann, um dem Tod entgegenzuwirken. Sehr nützlich aber keine Revolution 🙂 Die Gegner sind immer sichtbar und es sind somit keine zufälligen Kämpfe.

Die Rätsel der Dungeons halten sich in Grenzen, sind aber in Ordnung, teilweise wird mit der Perspektive gespielt. Dafür fällt das Questdesign recht interessant und lebhaft aus, was es spielerisch größtenteils attraktiv bleiben lässt. Häufig geht es aber nur darum Gegenstand X zu Person Y zu bringen.
3,25 / 5

Musik und Soundeffekte

Rein musikalisch düdelt in EarthBound alles irgendwie vor sich hin. Mal passender, mal nicht so ganz. Die Melodien sind oft überdreht fröhlich, was ja auch zu dem generellen Szenario passt aber selten stimmungsvoll ausfällt. Teilweise mangelt es an Komplexität, sodass Ohrwürmer eher Mangelware sind. Einige Melodien können durchaus nerven, gerade in ernstzunehmenden Kämpfen, mit nicht ernstnehmbarer Musik.

Die Soundeffekte sind ganz witzig und genauso abgespaced, wie der Rest des Spiels. Ob diese nun passend sind, ist ein anderes Thema aber die SFX sind insgesamt wirklich gut.
3,85 / 5

Steuerung

In Earthbound zeigt sich die Steuerung fast genauso steif, wie in den meisten anderen Rollenspielen. Zumindest kann man diagonal gehen.

Die Menüführung ist steif und man muss sich durchklicken aber es ist insgesamt alles erreichbar und in Ordnung. Es nervt etwas, dass man Items nicht stapeln kann im Menü. Also wenn man ein Sandwich kauft, dann nimmt dies einen der 12 Itemslots ein, kauft man ein zweites, nimmt dieses einen weiteren Slot ein, anstatt dass man einfach 2 Sandwiches hat… Die Tragekapazität der Charaktere ist stark begrenzt und das Ausrüsten, Kaufen und Tauschen untereinander wird früher oder später nervig.
4 / 5

Spaßfaktor

Insgesamt macht EarthBound Spaß, es ist aber nichts was einen heutzutage großartig aus dem Hocker hauen sollte. Viele Aspekte wirken recht angestaubt und man hat diese schon irgendwie woanders gesehen.

Dennoch ist EarthBound nicht nur ein gutes Rollenspiel, sondern auch in vielerlei Hinsicht eine solide Parodie des Genres, was wiederum unterhaltsam ist, auf seine ganz eigene Art. Man muss nur eben darauf Bock haben und ich sehe ein, dass dies früher mega interessant gewesen sein muss aber heutzutage zieht das nur so halb.

Was bei mir ebenfalls den Spaßfaktor gedrückt hat, ist die sehr langsame Fortbewegungsweise in dem Spiel. Denn man latscht viel zu lahm, was man besonders spürt in all den Arealen, die unnötig groß sind und davon gibt es viele. All dies stört mich obwohl ich bereits EarthBound mit einer gepatchten Version gezockt habe, welche das Gehen von Ness doppelt so schnell macht und es fühlte sich immer noch lahm an.
3,75 / 5

Bewertung und Fakten

Das innovative Gegenwartsszenario, gepaart mit der schrägen Handlung und den noch schrägeren Charakteren, kann ordentlich gute Laune bereiten. Es fiel mir aber recht schwer, bei EarthBound am Ball zu bleiben. Denn die Handlung gestaltet sich nicht richtig verständlich und die viel zu häufigen, schlecht ausbalancierten Kämpfe können ziemlich frustrieren.

Einer der normaleren Orte in Earthbound.
  • Abgespacetes Szenario
  • Witzige Dialoge
  • Viele WTF-Momente
  • Macht nachdenklich
  • Lahme Standardkämpfe
  • Heutzutage sehr träge
  • Langsames Gehen
  • Fiese Menüführung

EarthBound ist eine Empfehlung wert aber auf spielerischer Ebene sollte man keine überwältigenden Innovationen erwarten, das Interessante am Spiel sind eher die Komposition aus Design und Szenario. Man muss viel Geduld mitbringen, da die Kämpfe und die Latscherei aufs Gemüt drücken.

Da die Kämpfe sehr altbacken ablaufen, wird dies nichts für Leute sein, die keine Freude an rundenbasierten Rollenspielen haben.

Genre: Rollenspiel
Preis: circa 25€ bis 40€ für eine PAL Reproduktion bei ebay
Ein US-Original kostet circa 400€ bis 1000€ bei ebay
Schwierigkeit: Mittel bis sehr schwer

Atmosphäre / Story: 3,5 / 5
Grafik: 3,75 / 5
Spielmechanik / Gameplay: 3,25 / 5
Musik und SFX: 3,85 / 5
Steuerung: 4 / 5
Spaßfaktor: 3,75 / 5

Gesamt: 3,68 / 5

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