Earthworm Jim
Ein heute fast schon vergessener Held der 90er Jahre: Earthworm Jim. Mit einer Cartoonserie und einem Spielerelease für alle möglichen Plattformen, war dieses Würmchen für eine gewisse Zeit in aller Munde. Der erste Teil erschien 1994 und stammt aus der Entwicklerschmiede Shiny Entertainment und obendrein war dies deren erstes Spiel – eine wahre Erfolgsgeschichte?
Atmosphäre / Story
Der Antagonist Psy-Crow entführt die Prinzessin Whats-Her-Name und ein toller Anzug fällt auf einen Wurm, welcher ihm einen menschlichen Körper gibt und aus irgendeinem Grund auch eine Waffe und die Möglichkeit das Böse zu bekämpfen.

Ok, das war ein bisschen zusammengereimt aus meinen Kenntnissen über die Serie, denn im Spiel erfährt man nicht so viel. Trotzdem ist die Verfolgungsjagd nach Psy-Crow samt aller anderen Gegner, die merkwürdigen Kühe und viele andere abgedrehte Dinge, ein typisches Zusammenspiel des komödiantischen Sci-Fi Charmes des Earthworm Jim.
Für ein Jump and Run wirklich überdurchschnittlich gut.
4,5 / 5
Grafik
Auch grafisch schafft es der Wurm fast alle Häkchen zu checken, denn hier stimmt das Gesamtpaket vollständig. Dazu gehören die sehr nach Cartoon aussehendes Sprites des Protagonisten und aller Gegner. Diese sind absolut flüssig animiert und zudem sehr detailliert.

Die Umgebung ist was den Detailreichtum angeht ebenfalls spitze, genau wie die Hintergründe, welche die Ebenen wunderbar ausnutzen, häufig einen 3D-Effekt suggerieren und für ein äußerst immersives 2D-Cartoon-Erlebnis sorgen.
5 / 5
Spielmechanik / Gameplay
In erster Linie versucht man in Earthworm Jim irgendwie ans Ende des Levels zu gelangen. Das tut man durch recht komplex designte Level, in denen teilweise nichts offensichtlich ist. Häufig gibt es hierbei irgendwelche grafischen Gags, die man beachten muss, um durch Wände zu gelangen oder Hindernisse zu überwinden, was deutlich kniffliger sein kann, als auf den ersten Blick vermutet.

Der Spieler wird häufiger von Level zu Level mit einem starken Gameplaywechsel konfrontiert, wie die Fluglevel in der Warpröhre oder Level in denen man kaum schießen muss. Besonders die Bosskämpfe haben ihre Besonderheiten, so verliert man unter anderem mal seinen Körper oder muss Bungeejumpen.

Zwischendurch knallt der Held seine Gegner mit seiner merkwürdigen Raygun ab und kann alternativ seinen Kopf aus dem Körper ziehen, um Gegner zu peitschen, oder sich wie Indiana Jones durch die Gegend schwingen. Der Fokus liegt auf spielerischer Ebene somit eher auf Abwechslung, als auf einem wirklich ausgefeilten Grundkonzept.
Das ist irgendwie Pro und Contra zugleich, denn viele Stellen wirken entweder schlecht ausbalanciert oder absichtlich mega schwierig. Erscheint mir dadurch, deutlich härter zu sein als der zweite Teil.
3,75 / 5
Musik und Soundeffekte
Speziell die Voice Samples lassen einen direkt aufhorchen, denn davon gibt es ziemlich viele und die klingen obendrein auch noch richtig gut. Alle anderen Geräusche sind ebenfalls ein Ohrenschmaus und passen immer zum Geschehen.

Die Musik ist häufig stark an klassische Stücke angelehnt aber auf modernere Weise interpretiert, was dramaturgisch ordentlich zieht.
4,58 / 5
Steuerung
Insgesamt ist die Steuerung von Earthworm Jim ziemlich gut. Es hängt aber auch ein bisschen davon ab, was man denn gerade tun soll… Problematisch kann sich teilweise das Schwingen per Wurmpeitsche gestalten, denn damit zu treffen, kann schon eine Präzisionsarbeit sein, die locker 10 bis 20 Versuche schlucken kann, dank mäßiger Hitdetection mit dem Ding. Manchmal wird man auch einfach getroffen, weiß aber nicht so ganz wieso.

Das Ballern mit der Raygun ist ziemlich einfach, da man nicht genau zielen muss, um zu treffen. Sowas kommt dem Spieler zwar zugute, ist aber dennoch etwas, an das man sich gewöhnen muss, da man nicht genau sieht, wohin die Projektile oder Strahlen fliegen.
3,5 / 5
Spaßfaktor
Insgesamt hat der erste Earthworm Jim Teil das Potenzial zum führenden Top 10 Spiel zu werden, wäre da nicht der ungleichmäßige Schwierigkeitsgrad, der teilweise enorm fies ausfällt. So wie in dem längeren Unterwasserlevel mit dem Glas-U-Boot, welches ständig zerbricht, sobald man zu oft irgendwo gegen kracht. Oder das Käselevel, in dem man an einigen Stellen direkt in den Tod läuft, wenn man nicht alles auswendig kennt.

Auswendig lernen ist hier ein wichtiger Knackpunkt, neben den sehr anspruchsvollen Geschicklichkeitspassen und diese Kombination kann manchmal zu viel sein.
Wer ohne Savestates spielt, der wird sich hier über längere Zeit die Zähne dran ausbeißen, denn es gibt nicht einmal Passwörter, die einem das Weiterspielen vereinfachen. Somit schon spaßig aber mit einer unfassbar steilen Lernkurve. Das Spiel erhält damit so eine Art „Dark Souls Feeling“, da es anfangs frustrierend schwer ist und dadurch weniger Spaß macht, bis man das Spiel meistert und es dann anfängt mehr Freude zu bereiten. Somit ein Spaßfaktor der gering beginnt und sich im Laufe der Zeit steigert – daher eine mittlere Bewertung.
2,75 / 5
Bewertung und Fakten
Vielleicht ist es aus heutiger Sicht nicht mega offensichtlich, warum Earthworm Jim ein derartiger Erfolg war. Doch die Kombination aus hochkarätiger Cartoongrafik, mit derartig abwechslungsreichem Gameplay und den vielen 3D-Illusionen, ließ das Spiel seine Konkurrenten überholen. Auf grafischer Ebene gab es nur einen würdigen Gegner, nämlich Donkey Kong Country, welches fast zeitgleich erschienen ist.

- Grandiose Grafik
- Viel Humor
- Groovy!
- Schwierigkeitsgrad schwankt stark
- So einige unfaire Stellen
Auch heute bietet Earthworm Jim ein atmosphärisches und extrem konsistentes, humorvolles Abenteuer. Nur leider ein Stück anspruchsvoller als notwendig.
Genre: Jump and Run
Preis: circa 30€ bis 40€ (für ein original PAL Modul auf ebay)
Schwierigkeit: Mittel bis extrem schwer
Atmosphäre / Story: 4,5 / 5
Grafik: 5 / 5
Spielmechanik / Gameplay: 3,75 / 5
Musik und SFX: 4,58 / 5
Steuerung: 3,5 / 5
Spaßfaktor: 2,75 / 5
Gesamt: 4,01 / 5
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