Indiana Jones Greatest Adventures
Die ursprüngliche Indiana Jones Filmtrilogie sagt jedem etwas. Die ersten 3 Filme erschienen 1981, 1984 und 1989. Ab 1992 wurde sogar eine mäßig erfolgreiche Serie veröffentlicht, welche das Leben und die Vergangenheit des jüngeren Indiana Jones erzählt. Eigentlich schon spät für ein SNES Release aber diese Filmtrilogie war außerordentlich erfolgreich und blieb somit lange Zeit in aller Munde. Das deutsche Entwicklerstudio Factor 5 (welches auch Super Turrican erschuf) programmierten Indiana Jones Greatest Adventures. Vertrieben wurde es von JVC und Lucas Arts und erschien erst Ende 1994. Endlich mal ein gutes Spiel zum Film?
Atmosphäre / Story
In diesem Spiel zum Film geht es im Grunde genommen nicht nur um einen Film, sondern in einer wilden Durchmischung, um die komplette alte Trilogie (ohne die Serie). Ein erfolgversprechender Ansatz. Factor 5 gelang es außerordentlich gut, Bilder aus dem Film ins Spiel zu integrieren, für gelungene Zwischensequenzen. Deutlich besser als dies bspw. in The Terminator oder Lethal Weapon der Fall war.
Glücklicherweise sind die Bilder auch mit verständlichen Texten untermalt. Ich kann mich jetzt nicht daran erinnern, dass Indi in Nepal auf Sherpas geschossen hat und mit Schneebällen beworfen wurde aber das ist nun mal die künstlerische Freiheit einer Film-zu-Spiel-Adaption und das ist ok, da es vom generellen Abenteuerszenario her passt.
Das Feeling insgesamt ist absolut klassischer Abenteuerkram, genau wie in Pitfall aber ich komme auch nicht dabei herum Ähnlichkeiten zu Super Castlevania zu sehen und das ist kein schlechter Vergleich. Sogar der eine oder andere Joke aus den Filmen wurde ins Spiel übernommen – klasse!
5 / 5
Grafik
Indiana Jones Greatest Adventures strotzt vor schönen Grafiken, Factor 5 hat hier für meinen Geschmack absolut alles übertroffen, was sie in Super Turrican geleistet haben. Auf technischer Ebene ähnelt vieles Super Star Wars, nur eben ohne Sci-Fi Design.
Besonders die Hintergründe und die Ebenennutzung, samt Frontebene, sind sehr gelungen. Die Sprites der Gegner etc. sehen ebenfalls gut aus. Bei all der anspruchsvollen grafischen Darstellung ist die Performance absolut nicht beeinträchtigt. Ein Punkt mit dem ich nicht gerechnet hätte. Lediglich die Qualität des Leveldesigns schwankt ganz schön, so wirken einige Passagen recht unkreativ hingeklatscht, mit sich häufig wiederholenden Elementen, während andere Passage sehr viel Abwechslung und Liebe zum Detail vorweisen.
4,5 / 5
Spielmechanik / Gameplay
Einen Moment lang kam mir das Spiel irgendwie vertraut vor, es lag aber nicht daran, dass ich mal Pitfall gespielt habe, nein! Indiana Jones Greatest Adventure ist rein spielerisch betrachtet einfach verdammt ähnlich wie Super Castlevania. Beide Protagonisten kämpfen mit Peitschen, beide hüpfen, beide Spiele haben fiese Fallen und Gegner, die einen von außerhalb des sichtbaren Bereichs angreifen können. Ebenso gibt es in beiden Spielen alternative Waffen für den Fernkampf, hier sind es eine Pistole und Granaten. Aber noch viel auffälliger ist, dass man in beiden Spielen ziemlich schnell stirbt, wenn man nicht alles auswendig lernt.
Ist das nun gut? Wer auf diese Art Gameplay steht, absolut! Man muss aber bedenken, dass hier viel auswendig gelernt werden muss, um durch die Level zu kommen und das mit einer undynamischen Steuerung. Der einzige Punkt in dem Indi hier hinterherhängt ist das Fehlen von richtigen Bossen. Es gibt Bosse zwar aber diese sind rar gesät und verglichen mit dem Rest des Spiels ziemlich einfach.
In unregelmäßigen Abständen kommen Level, welche sich ein wenig vom typischen Jump and Run Gameplay abheben, wie autoscrolling Level, Level in denen Feuer von unten kommt und sogar Ausweichparkoure in Rennspielansicht.
Das klingt alles ganz gut aber irgendwie mangelt es Indi an interessanten Skills oder Gegenständen, um irgendwelche levelspezifischen Sachen umsetzen zu können. Dadurch laufen die meisten Level ziemlich gleich ab: Herumspringen, schießen, herumpeitschen, viel zu oft sterben, Ende.
3,5 / 5
Musik und Soundeffekte
Selbstverständlich erklingen hier Melodien aus den Filmen, besonders die des bekannten Indiana Jones Themes in mehreren Varianten. Dies wurde sogar ziemlich gut umgesetzt. Andere Level wiederum haben gar keine Musik, dafür jedoch ausgeprägte Hintergrundgeräusche, welche wirklich viel zur situationsbedingten Atmosphäre beitragen.
Indis Schlaggeräusch ist lustig, das klingt immer so, als würde er jemanden treffen, sogar wenn niemand da ist. Klatsch! Klatsch! Ein bisschen nervig sind die vielen Varianten des Indiana Jones Themes, denn das kommt in so vielen Versionen, dass man es irgendwann nicht mehr hören kann, besonders da die alternativen Varianten zum Ende hin nicht besser werden.
3,77 / 5
Steuerung
Ähnlich wie in Super Castlevania hat auch in India Jones Greatest Adventures die Steuerung etwas Wackeliges an sich. Speziell die Ausführung der Rolle ist reichlich kompliziert, da diese so animiert ist, dass man sie nicht überall nutzen kann und die Rollanimation nicht einfach so unterbrochen werden kann.
Auch das Schießen mit der Pistole erfordert einiges an Übung, denn es macht einen Unterschied, ob man aus der Hocke oder im Stehen schießt und wenn man sich da verdrückt hat man ganz schnell einen Gegner, der in einen reinläuft… aber zum Glück ist das Springen präzise und auf diese Präzision muss man achten, sonst springt man nicht weit genug und stirbt. Wie Dr. Jones zuschlägt ist ebenfalls etwas merkwürdig, da der Schlag zu langsam abläuft und diesen dadurch ziemlich nutzlos macht verglichen mit der Peitsche. Die Peitsche wiederum hat das Problem, dass man sehr genau wissen muss, wo sich die Hitbox der Peitsche befindet, sonst trifft man die Gegner einfach nicht und das kann richtig ätzend sein.
2,5 / 5
Spaßfaktor
Uuuhhh, schwierig. Es gibt so viel was für das Spiel spricht aber auch wirklich einiges, was dagegen spricht. Ziemlich ähnlich wie in Super Star Wars und dem ersten Earthworm Jim. Die absolut stimmungsvolle und detaillierte Inszenierung, gepaart mit vielen Merkmalen der Filme und einem flüssigen Spielablauf, sollten eigentlich zu Begeisterung aufrufen.
Dennoch ist etwas an der Art und Weise wie man hier spielt nicht ganz rund. Die etwas zu filmisch, fast schon simulationsartige Weise, in der Indi schießt und seine Peitsche schwingt, gepaart mit relativ vielen unfairen Stellen, führen zu allerlei Frustmomenten und auch auch mangelnder Motivation. Denn die Überwindung einiger Stellen liegt häufig weniger am Spieler selbst, sondern an den merkwürdigen Konditionen der Animationen. Zudem ist Indiana Jones Greatest Adventure eines der Spiele, in denen man sich sehr gut einprägen muss, wann und wo welcher Gegner auftaucht, sonst führt dies schnell zum Game Over.
Wenigstens erhält man alle paar Stages ein Passwort, obwohl es durchaus öfter hätte sein können. Das Spiel ist glücklicherweise sehr umfangreich.
2,75 / 5
Bewertung und Fakten
Insgesamt erweist sich Indiana Jones Greatest Adventure als eine schöne aber reichlich schwierige Kost. Klar, es ist Indi und die Grafik ist super, genau wie der Spielumfang. Doch das Spiel ist am Ende außerordentlich anspruchsvoll, mal auf die richtige Weise und häufiger auf eine völlig falsche Weise.
- 3 Filme in einem Spiel
- Sehr gute Grafik & Performance
- Umfangreiches Spiel
- Mode 7 Spielerein
- Fiese Gegnerplatzierung
- Sehr schwierig
- Relativ wenige Waffen/Items
- Hitdetection
Die ins Bild hineinspringenden Gegner sind passagenweise ein großes Problem, genau wie die Tatsache, dass man die Gegnerplatzierung in einigen Leveln auswendig lernen muss, um nicht direkt ins Gras zu beißen. Doch ein Spiel mit dieser tollen Aufmachung und Performance zu spielen, hat dennoch etwas für sich, man muss sich nur am besten von vornherein im Klaren darüber sein, dass Indiana Jones Greatest Adventure wie ein sehr leckeres aber zähes Kaugummi ist.
Genre: Jump and Run
Preis: circa 40€ bis 60€ bei ebay für die PAL-Version
Schwierigkeit: Schwer bis extrem schwer
Atmosphäre / Story: 5 / 5
Grafik: 4,5 / 5
Spielmechanik / Gameplay: 3,5 / 5
Musik und SFX: 3,77 / 5
Steuerung: 2,5 / 5
Spaßfaktor: 2,75 / 5
Gesamt: 3,67 / 5
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