The Legend of the Mystical Ninja
Der erste Teil der Goemon Reihe für Super Nintendo. Die Erwartungen sind hoch, da es ein Konami Genremix Spiel ist, wie man es selten erlebt. Am ehesten ist es aber wohl ein Action-Adventure und erschien bei uns erst 1994, nachdem es bereits 1992 in den USA und 1991 in Japan veröffentlicht wurde.
Atmosphäre / Story
In Mystical Ninja entfaltet sich die Handlung langsam und Stück für Stück. Alles beginnt sehr simpel mit einer Geisterfrau, die in Oedo gesichtet wird. Kid Ying und Dr. Yang (auf Japanisch Goemon und Ebisumaru) machen sich auf, um die Situation zu untersuchen. Bevor die Helden sich versehen, befinden sie sich auf einer Reise durch die verschiedensten Orte Japans.
Hier noch eine obskure japanische TV-Werbung von damals. Viel hat die mit dem Spiel nicht zu tun, außer dass diese vom Humor her passt.
Mystical Ninja bietet atmosphärisch ziemlich viel, dank konsistentem Gesamtbild und eigenem Grafikstil, welcher wohltuend durch klassische japanische Klänge untermalt wird.
4,5 / 5
Grafik
Da Mystical Ninja sehr viele verschiedene Spielelemente und Genres enthält, kriegt man es auch mit allerlei unterschiedlichen Ansichten zu tun. Dies ist ein Punkt, der leicht verkackt werden kann, ist hier jedoch nicht der Fall.
Wanderung durch Straßen erfolgen in einer Beat Em Up Ansicht mit entsprechendem Gameplay. Die eigentlichen Levels wiederum sind Jump and Run typisch mit seitlichem 2D. Die Indoor Ansichten der Häuser erinnern wiederum leicht an EarthBound.
Die Beat Em Up Passagen sehen so mittelgut aus, da der Detailgrad etwas geringer ausfällt und die Hintergründe weniger interessant sind. Dafür sind die 2D Jump and Run Level umso besser. Der Detailgrad begeistert und ist sehr schön designt.
Die Sprites aller Gegner und NPCs sind stilistisch konsistent und sehen irgendwie witzig aus.
4,25 / 5
Spielmechanik / Gameplay
Der ungewöhnliche Charme des Spiels spiegelt sich in seiner interessanten Genre-Mischung:
Städte werden grundsätzlich in einer Beat Em Up Ansicht durchlaufen, die stark der von CB Chara Wars ähnelt aber deutlich dynamischer und schneller abläuft. Teilweise kann man etwas zu stark mit Gegnern überhäuft werden. Dafür kann man jedoch in alle Häuser rein, mit Leuten reden, Sachen kaufen, Minigames spielen etc.
In Häusern gibt es häufiger mal die Möglichkeit Minigames zu spielen, bei diesen geht es aber grundsätzlich nur darum Geld zu gewinnen. Dies können Lotterie oder Pferderennen sein aber auch aktive Sachen, wie ein Mal- oder Wurfspiel oder sogar Gradius.
Die eigentlichen Level spielen sich wie ein normales Jump and Run. In diesen ergeben sich auch meistens die Bosskämpfe.
Grundsätzlich kann man das Spiel zu zweit kooperativ spielen. Was bei dieser Genrekombination ideal ist. Überall ist es möglich, Upgrades einzusammeln, welche die Waffe des Protagonisten verbessern.
Zusätzlich kann man noch Spezialtechniken erlernen, diese kann man aber nur in dem Kapitel nutzen, in dem man sich befindet und verliert diese danach. Jene können alles Mögliche an Vorteilen bringen, denn dazu gehören ein Reittier, eine Laserattacke und eine Kabuki Transformation. Alle Spezialattacken sind zeitlich begrenzt, können aber enorme Vorteile bieten.
4 / 5
Musik und Soundeffekte
Stilistisch gibt es was die Musik betrifft viele Ähnlichkeiten mit Hana no Keiji und Samurai Shodown. Dennoch halte ich diese Musik für nicht so melodisch und somit ist es kaum möglich dem Spiel irgendeinen grandiosen Ohrwurm zu entnehmen.
Die SFX sind sehr gut, wie immer bei Konami. Dem steht Mystical Ninja in nichts nach.
3,67 / 5
Steuerung
Intuitiv lässt sich die Steuerung sehr gut greifen, typisch für Konami Spiele. Lediglich in den Beat Em Up Passagen, kann es manchmal sein, dass die Hitdetection einem Probleme bereitet und man ein wenig raten muss, auf welcher Höhe man wirklich einen Gegner treffen kann.
4,25 / 5
Spaßfaktor
Insgesamt ist Mystical Ninja ein schönes Paket, obwohl der Spaßfaktor eher durchschnittlich ausfällt. Die Spieldauer fällt gut aus, allerdings hätte das Spiel eine Speicherfunktion gut gebrauchen können, stattdessen gibt es in viel zu großen Abständen Passwörter. Wer das Spiel gut kennt, wird es in circa 3 Stunden durchspielen können. Jeder andere wird deutlich mehr Zeit benötigen.
Was richtig gut an Mystical Ninja ist, das ist die Möglichkeit das Spiel von vorn bis hinten zu zweit zu spielen. Und die verschiedenen Genres und Minigames, die einen ein wenig abdriften lassen. Andererseits gibt es gerade im Beat Em Up Modus das Problem, dass man dort ziemlich häufig von Gegnern getroffen wird, gerade anfangs, was ziemlich frustrierend sein kann. Aber auch später gibt es Gegner, die das Ausweichen sehr schwierig gestalten.
3,75 / 5
Bewertung und Fakten
Der gesamte Stil des Spiels ist ziemlich liebenswert und spielerisch eine wunderbare Genre-Kombination, die sich am besten kooperativ genießen lässt, auch wenn Sie etwas unausgewogen ausfällt.
- Viele Genres in einem
- Humorvoll
- Solide Dialoge
- Kooperativ spielbar
- Manchmal zu viele Gegner
- Hitdetection manchmal komisch
Von Perfektion ist The Legend of the Mystical Ninja weit entfernt, gerade da die Lernkurve am Anfang ziemlich fies ist. Man muss erstmal selbst begreifen, wie was funktioniert und wo man eigentlich hin soll. Ich vermute, viele Gamer haben hier bereits aufgegeben.
Das Überwinden der Lernkurve lohnt sich und bietet ein gutes und sehr herausforderndes Action-Adventure mit Konami typischen Elementen.
Genre: Action-Adventure / Jump and Run / Beat Em Up
Preis: circa 35€ bis 50€ bei ebay
Schwierigkeit: Mittel bis Schwer
Atmosphäre / Story: 4,5 / 5
Grafik: 4,25 / 5
Spielmechanik / Gameplay: 4 / 5
Musik und SFX: 3,67 / 5
Steuerung: 4,25 / 5
Spaßfaktor: 3,75 / 5
Gesamt: 4,07 / 5
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Poe
Für jeden Verehrer der Goemon-Serie auf dem SNES ist The Legend of the Mystical Ninja ein herausragendes Spiel, das in der damaligen Zeit in Sachen Gameplay und Spieldesign mächtig beeindruckt hat. Es bleibt bis heute ein Rätsel, warum die Entwickler den europäischen Markt mit Kid Ying und Dr. Yang überfluteten. Man kann nur mutmaßen, dass es damals bereits geplant war, die nachfolgenden Teile 2-4 niemals dem Rest der Welt zur Verfügung zu stellen. Die großen Erfolge der beiden Teile auf dem N64 haben gezeigt, dass diese Entscheidung damals grundlegend falsch war.
So gut wie The Legend of the Mystical Ninja damals war, so frustrierend ist die Tatsache, dass die Zensur gegenüber dem japanischen Original wieder zugeschlagen hatte. Diverse Szenen, die ggf. einen obszönen Eindruck erwecken konnten, wurden einfach entfernt, Dialoge gekürzt und die Namen der beiden Protagonisten schlicht entfremdet. Über dreißig Jahre später ist es einer amerikanischen Fantranslation-Gruppe gelungen, das Spiel auf Grundlage des japanischen Originals zu übersetzen und alle Ungereimtheiten zu eliminieren, die hartgesottenen Fans bis dahin auf den Magen geschlagen hatten.
Dieses Jahr gab es auf Grundlage des amerikanischen Fan-Remakes eine deutsche Fan-Neuübersetzung, die ebenso wie das japanische Original, alle zensierten Szenen enthält, den beiden Protagonisten ihre wahren Namen verleiht, die ihnen zustehen und im Font die Umlaute sowie das Eszett integriert hat, was in der deutschen Lokalisation ursprünglich gefehlt hatte. Als i-Tüpfelchen kommt die Neuübersetzung mit zwei Patches daher – einmal basierend auf dem Original mit der Passwortfunktion und einmal mit einer integrierten SRAM-Speicherfunktion, die einem das lästige Aufschreiben der Passwörter erspart.
Mittlerweile ist die komplette Ganbare Goemon-Reihe für das SNES ins Deutsche übersetzt worden, einschließlich dem Spin-Off „Soreyuke Ebisumaru Karakuri Meiro: Kieta Goemon no Nazo!!“, wo Ebisumaru in einem überaus kniffligen Puzzle-Spiel die Hauptrolle übernimmt. Der Kreis der Verehrer der Geomeon-Reihe in Deutschland mag vielleicht klein sein, aber endlich hat die Serie die Ehrerbietung erhalten, die ihr für so lange Zeit verwehrt war.
Alex der SNES-Blogger
Hey Poe 🙂
Die Goemon Spielreihe nahm bereits auf NES ihren Anfang, auch diese Teile wurden uns vorenthalten, obwohl sie in Japan recht erfolgreich waren. Also eigentlich ganz cool, dass wir überhaupt den ersten SNES Teil erhalten haben 🙂
Der Protagonist basiert auf der in Japan bekannten historischen Figur Goemon Ishikawa, den im Westen einfach keiner kennt und von seinen Taten her einigermaßen mit Robin Hood vergleichbar wäre.
Ich tippe mal, dass der fehlende historisch-kulturelle Bezug hauptsächlich der Grund für die Namensänderung sein könnte aber leider auch, dass sich „Goemon“ in den meisten europäischen Sprachen etwas seltsam liest. Vielleicht wollten die Leute, die sich um die Lokalisierung kümmerten die Namen zugänglicher machen?
Aber vielleicht war es auch ein ziemlich einfallsloser Grund, wie den Charakteren „fetzigere“ Namen zu geben… bei sowas weiß man ja nie und das werden wir womöglich auch nicht mehr erfahren 😀
Generell ist mir aufgefallen, dass Spiele, die einen starken Bezug zur japanischen Kultur haben (egal ob mittelalterlich oder neuzeitlich) irgendwie selten bei uns veröffentlicht wurden und werden. So als würden die dem Westen kein authentisches Japan-Setting zutrauen.
Es könnte aber auch sein, dass Konami da eine rein wirtschaftliche Entscheidung getroffen hat die weiteren SNES Teile nicht außerhalb Japans zu veröffentlichen… womöglich hat sich The Legend of the Mystical Ninja nicht so gut verkauft, wie erwartet? Und weitere Lokalisierungen in mehreren Sprachen wären zu teuer geworden? Nur eine Vermutung.